Retention

Die Retention von Hochwasser in den Flussstrecken steht immer wieder bei jedem großen Hochwasserereignis im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Je nach Interessenslage wird die Retention von der einen Seite als Allheilmittel für alle Hochwasserschutzprobleme beschworen, von der anderen Seite als irrelevant abgetan. Wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte, und es kommt auf den konkreten Fall an.
Beispiel Leitha: Die Leitha ist ab der Vereinigung der beiden Quellflüsse Schwarza und Pitten geprägt durch relativ flaches Gefälle, sehr große Ausuferungsbereiche und sehr geringe Seitenzuflüsse. Auf der Fließstrecke von fast 100 km erfährt die Hochwasserwelle eine bedeutende Abminderung (s. Abbildung).
 


In zahlreichen Flüssen der Alpen und des Alpenvorlandeshingegen, die im Rahmen von Abflussuntersuchungen angeschaut wurden, ist die Retentionswirkung gering bis vernachlässigbar.
Retention ist ein nicht-linearer Vorgang. Je nach den örtlichen Verhältnissen ist es der Zufluss in einer bestimmten Bandbreite, der die größte Rückhaltewirkung erfährt (s. Abbildung).

 

 

Unser Geschäftsführer DI Dr. Stefan Haider hat sich schon in seiner Dissertation mit diesem Thema intensiv beschäftigt. In den letzten Jahren wurden im Büro Pieler einige interessante Studien zum Thema bearbeitet. Unsere Projekte forschen in 2 Richtungen:

  • Wie groß ist die Retention in einer bestimmten Flusstrecke für die Hochwasser von Interesse (meist die 10- bis 100-jährlichen Hochwasser)?
  • Kann die Retention durch technische Maßnahmen wesentlich verstärkt werden?

Grob können diese beiden Fragen beantwortet werden mit

  • Die Retention ist in einem konkreten Flussabschnitt dann am stärksten, wenn die Kapazität des Flusslaufes erst kurz vor dem Wellenscheitel überschritten wird. Die Retentionswirkungen sind in unseren Flüssen oft wesentlich, wenn große und wirksame Überflutungsräume angesprochen werden können.
  • Bei häufigeren Überflutungen braucht es lange Fließwege mit geringer Fließgeschwindigkeit, um eine große Retentionswirkung zu erhalten.
  • Die Verstärkung der Retention ist auf Grund des geringen Platzangebotes in unseren intensiv genutzten Tälern schwierig. Hierfür sind entweder große Retentionsbecken erforderlich, die bei Durchflüssen knapp unter dem Wellenscheitel gefüllt werden. Eine platzintensivere Variante ist die Schaffung eines „abgetrennten Vorlandabflusses“, der den ausufernden Teil der Welle durch eine lange Fließstrecke und größere Rauigkeit zeitlich vom Wellenscheitel im Fluss trennt.

 

Hinweis auf eine aktuelle Publikation:

S. Haider: Retention und Wasserwirtschaft - Prozessbeschreibung und aktuelle Fragen. Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft, Heft -2/2014, S. 59 - 66.